Kinder und TCM: Einführung

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Ein Kind ist wie ein Spross, der durch eine Mauer dringt: zart und verletzlich und doch voll unbändiger Energie

Das heisst: Kinder brauchen Schutz, angemessene Pflege und Förderung, haben aber selbst auch eine beeindruckend starke Entwicklungskraft, mit der sie unaufhaltsam selbst aus sehr schwierigen Situationen wieder herauswachsen und sich entfalten können.

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bietet als sanftes, ganzheitliches System viele Möglichkeiten für die Gesundheits- und Krankenpflege von Kindern. Einerseits sind dies praktische und nützliche Alltagstips für Eltern, andererseits einfache, naturnahe Therapien bei vielen Krankheiten und Störungen. Beispiele von häufig auftretenden Problemen bei Kindern, Kleinkindern und Säuglingen, die mit TCM effizient, schnell und schonend behandelt werden können, sind Atemwegserkrankungen, Mittelohrenzündungen, Verdauungsstörungen, Schlafstörungen, allergische und andere Hautprobleme, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen. Sinnvoll eingesetzt, können die Verfahren der TCM Kindern manchmal drastische und nebenwirkungsreiche schulmedizinische Behandlungen ersparen.

Dies ist möglich, weil die TCM Behandlungen sowohl auf das jeweilige Problem wirken, wie auch schonend die Verdauung und das Immunsystem regulieren(ausgleichen), sodass das Kind im Anschluss oft weniger häufig und weniger lang krank wird. Ein weiteres wichtiges Merkmal der TCM ist die Einbeziehung der Eltern in die Vorsorge und Behandlung der Kinder.

Bei der TCM KINDER GESUNDHEITSPFLEGE geht es in erster Linie darum, die Kinder genau zu beobachten um so ihre individuellen Tendenzen kennen zulernen und Ungleichgewichte frühzeitig wahrzunehmen. Bei kleinen Kindern können diese dann mit einfachen Mitteln wie Anpassung der Tagesrhythmen, der Ernährung, Gesundheitsmassage u. a. von den Eltern selbst ausgeglichen werden. So kann grösseren Ungleichgewichten vorgebeugt werden. Die TCM Therapeutin bietet diesbezüglich Beratung an und zeigt den Eltern geeignete Massagepunkte und Techniken. Neben der Wahrnehmung durch Beobachtung wird bei älteren Kindern das Gespräch zunehmend wichtiger.

Die hauptsächlich eingesetzten Verfahren zur TCM KINDER BEHANDLUNG sind die Kräutertherapie, die chinesische Kleinkindmassage (=Babytuina), die sanfte Kinderakupunktur, sowie die Ernährungsberatung. Die TCM Therapeutin führt die Behandlung durch und berät die Eltern wie sie die Behandlung zuhause unterstützen können.

Wir müssen Kinder sehr sorgfältig behandelt, denn ihre Organe und ihr Gleichgewicht sind noch zart und zerbrechlich. Gleichzeitig sind sie jedoch voller Wachstumskraft und streben mit unglaublich viel innerer Energie danach, sich zu entfalten und zu entwickeln. Von uns Eltern haben sie einen einzigartigen Bauplan mitbekommen, das ist ihr Potential (in der TCM die „ Essenz“ genannt). Daran können wir nichts mehr ändern. Wieviel von diesem Potential sie jedoch in ihrem Leben verwirklichen, hängt entscheidend von den Rahmenbedingungen ab, in denen sie aufwachsen, und auf diese haben wir als Eltern/Betreuungspersonen, insbesondere in den ersten Lebensjahren des Kindes, grossen Einfluss. Es liegt nun an uns, diesen Einfluss bewusst, so gut wir können, zu Gunsten einer förderlichen Entwicklungsumgebung für unsere Kinder zu nutzen.

Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu unterstützen

Wichtige Aspekte auf die wir Einfluss nehmen und fördern können sind

  • ungestörter Schlaf,
  • ausgewogene, regelmässige Ernährung (bestehend aus überwiegend warmen, gekochten Mahlzeiten),
  • gute Verdauung,
  • offene Atemwege,
  • Gelegenheit zu Ruhe und Entspannung,
  • Gelegenheit zu Bewegung und Aktivität,
  • Förderung von kommunikativen Fähigkeiten,
  • gute Vorbilder.

BEOBACHTEN SIE IHR KIND, DANN ENTDECKEN SIE WO SEINE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN LIEGEN UND WO SIE ES AM SINNVOLLSTEN FÖRDERN KÖNNEN!

Ernährung für Kinder aus Sicht der TCM

Die Verdauung ist grundsätzlich ein WARMER Vorgang welcher bei ca. 37 Grad Celsius am Besten abläuft. Wie alle chemischen Vorgänge wird auch die Verdauung langsamer und ineffizienter, wenn sie abgekühlt wird und/oder zu stark verdünnt. (z. B. mit kalten Getränken während der Mahlzeiten) die Verdauung ist auch ein rhythmischer Vorgang, die Verdauungssäfte (Enzyme) werden nicht rund um die Uhr gleichmässig ausgeschüttet, sondern zu bestimmten Zeiten in grösseren Mengen, z.B. am Morgen; sie reagieren auch auf das Angebot von Nahrung und passen ihre Ausschüttung an einen über längere Zeit gegebenen Essrhythmus an, was auch wieder die Effizienz der Verdauung sprich Aufnahme von Energie steigert.

Kinder entwickeln sich unglaublich schnell und setzen dabei viel Energie um, gleichzeitig sind ihre Organe(inklusive Verdauungsorgane) aber noch zart und nicht so stark belastbar. Um sie dabei zu unterstützen, dass sie genügend Energie aufnehmen können ohne ihre Verdauung zu überlasten, ist es daher sinnvoll, ihnen möglichst regelmässige, (Rhythmus entwickeln!), überwiegend warme, gekochte, leicht verdauliche, ausgewogene, abwechslungreiche  Mahlzeiten anzubieten. Bei Kindern im ersten Lebensjahr(=Säuglingen) sollten diese die ersten 4 Monate ausschliesslich, danach hauptsächlich aus MILCH bestehen. Am Besten Muttermilch, ansonsten Kuhmilch oder Ziegenmilch. Kommerziell erhältliche Reismilch eignet sich ÜBERHAUPT NICHT  für Säuglinge, da sie sehr viel (Malz-) Zucker enthält. Selbst gemachter Reisschleim eignet sich nicht als Milchersatz, kann jedoch als bekömmliche  Zufütterung gegeben werden. Ab Beginn des zweiten Lebensjahres können Kinder am Familientisch alle milden, weichgekochten Speisen mitessen, jedoch möglichst sparsam gesalzen.  Auch für Kleinkinder  und Kinder sind qualitativ hochwertige Milch oder Milchprodukte  sinnvoll und förderlich,  sie sind jedoch nicht mehr als haupsächliche Nahrungsmittel zu betrachten. Zwischen den Mahlzeiten werden am besten  leichte Kohlehydrate wie z.B. ungesüsste Kekse, Zwieback, Reiswaffeln o.ä. und/oder frisches oder getrocknetes Obst, wenig Kerne, Nüsse  sowie Wasser oder leichte Kinder-Kräutertees ergänzt. Was ist mit „warm“ und „gekocht“ gemeint? Gemeint ist, dass die Mahlzeiten NICHT zum grössten Teil aus rohen (z.B. rohe Salate+Brot) und kalten (z.B. kalte Getränke, Quarkspeisen) Nahrungsmitteln bestehen sollten. Was ist mit „ausgewogen“ gemeint? -ausgewogene ZUSAMMENSETZUNG: zu JEDER Mahlzeit Kohlenhydrate(Teigwaren, Reis, andere Getreide oder Kartoffeln), mehr als ein Gemüse (möglichst farbiges, nicht hauptsächlich Salat), ein Eiweiss (Fisch, Fleisch, Eier, Hülsenfrüchte, Milchprodukte), und etwas Fett (gutes öl, Kerne) -ausgewogene ZUBEREITUNG: weder stark gewürzt noch stark gesalzen, nicht scharf angebraten, möglichst wenig Frittiertes. Dafür viel gedämpft, gedünstet, kurz in gutem Öl angebraten, mit leichten Saucen/Dips mariniert, v.a. im Winter auch gebacken oder geröstet. Weder ganz heiss, noch ganz kalt serviert . Insgesamt nicht zu trocken (z.B.Getreide) und nicht zu feucht (ZUM Essen nicht zu viel trinken).

STOLPERSTEINE: Bei uns herrscht ein grosses Überangebot an Nahrungsmitteln überhaupt und an stark raffinierter, extrem Zucker- oder Fetthaltiger Zwischenverpflegung für Kinder insbesondere. Der Verkauf von Produkten wie Süssigkeiten, Eiscreme, Fastfood, Soft drinks und Co. ist ein grosses Geschäft und gerade Kinder sprechen stark auf Werbung an. Auch Eltern beissen leicht an, vor allem wenn damit geworben wird, wie gesund ein bestimmtes Produkt sei. Es ist nicht leicht, sich täglich dagegen abzugrenzen und den Kindern den Appetit für die Hauptmahlzeiten mit kleinen aber feinen Znünis und Zvieris (siehe oben) zu bewahren. Trotz der Mühsal möglichst früh und relativ diszipliniert „gute“ Essgewohnheiten zu entwickeln, ist jedoch eine sehr lohnende Investition. Zwischen 0 und 3 Jahren wird das Geschmacksempfinden festgelegt. Je mehr natürliche Geschmäcker (und je weniger künstliche Aromen und extreme Geschmäcker, z.B extrem süss etc.) das Kind in dieser Phase zu sich nimmt, desto eher wird es auch später solche Geschmäcker schätzen können. Diese frühe Phase ist eine Phase der Prägung. (Dies alles gilt für Kinder, die schon feste Nahrung zu sich nehmen. Für die Säuglingsphase gelten natürlich noch andere Regeln bezüglich der Ernährung) Im Allgemeinen werden in unserer Ernährung zu viele Kohlenhydrate in Form von Zucker, Fruchtkonzentraten (z.B. Fruchtsäfte) sowie zu viel Fleisch und zu viele Fette verzehrt. Dafür werden zu wenig komplexe Kohlenhydrate in Form von Getreide wie Hafer Reis, Hirse, Teigwaren, und Kartoffeln gegessen, sowie viel zu wenig aufgeschlossenes (d.h. kurz oder lang erhitztes) Gemüse. Hier gilt es, in Bezug auf die Ernährung von Kindern (ist aber auch für die Erwachsenen bekömmlicher!) nicht eine Art Nahrungsmittel ganz vom Speisezettel zu streichen, sondern die Schwergewichte in Richtung mehr komplexe Kohlenhydrate, mehr Gemüse, weniger Zucker (weniger Desserts!), weniger Fleisch zu verschieben, ohne dabei allerdings sich selbst und den Kindern die Freude am Essen zu nehmen. Das mag schwer tönen, ist aber erstaunlich gut machbar. Auch hier ist es ja so, dass wir als Eltern mit unserem Ess- und Kochverhalten die Esskultur des Kindes entscheidend prägen.

Einzelne Nahrungsmittel zu welchen häufig Fragen auftauchen:

Milch

Milch ist quasi eine Nahrungs“Essenz“, als Solche ist sie sehr nährstoffreich und daher ideal und unerlässlich als Hauptnahrungsmittel für Kinder im 1. Lebensjahr, und als ein wichtiges Nahrungsmittel für Kleinkinder. Je nach Alter und Konstitution sollte sie in der Art, der Konzentration und der Menge angepasst werden. Mit Milch ist AUSSCHLIESSLICH menschliche und tierische Milch gemeint. Die sogenannten Getreidemilche(z.B. Reismilch oder Mandelmilch sind feine und vergleichsweise gesunde Desserts aber kein Milchersatz)

QUALITATIV HOCHWERTIGE MILCH in der dem Alter des Kindes angepassten Konzentration und Zusammensetzung ERZEUGT BEI SÄUGLINGEN UND KLEINKINDERN SELTEN SCHLEIM! Sie ist für Kinder im ersten Lebensjahr  das wichtigste Hauptnahrungsmittel und im Kleinkindalter ein wichtiges Nahrungsmittel. PROBLEME IM ZUSAMMENHANG MIT MILCH ergeben sich meist erst durch übermässigen Genuss von industriell verarbeiteter Kuhmilch mit Zucker, Schokolade, Fett und anderen Zusätzen. Leider werden bei uns zu fast jeder Gelegenheit in irgendeiner Form  industriell verarbeitete Milchbestandteile (z.B. als Milchfett, Milcheiweiss, Butter, Käse, Rahm usw.) ins Essen gemischt. Dies trägt dazu bei, dass unsere Gerichte vor allem auch für Kinder schwerer verdaulich werden und die wertvollen Nährstoffe der Milch gar nicht optimal vom Organismus aufgenommen werden können, sondern im Gegenteil zum Teil Unverträglichkeiten entstehen.

Übermässig viele Milchschoppen-Zwischenmahlzeiten

Ab dem 2. Lebensjahr sollte Milch nicht mehr das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein, obwohl es in seiner Ernährung immer noch einen wichtigen Platz einnimmt. Das heisst, wenn in den Mahlzeiten schon regelmässig Milchprodukte in Form von Joghurt, Käse, Quark vorkommen, braucht das Kind nicht zusätzlich mehr als ein bis zwei Milchschoppen.  In den allermeisten Fällen kann ein Kind bei  vielfältiger Ernährung (ab dem 2. Lebensjahr) ohne einen Milchschoppen am Abend und/oder einen in der Nacht sowohl bei Tisch sofort mehr essen wie auch besser schlafen. Ausnahmen bilden jedoch Krankheitsphasen oder intensive Wachstumsphasen, da verlangen die allermeisten Kinder mehr Milch. Auch sollten Kleinkinder in deren Hauptmahlzeiten keine Milchprodukte vorkommen (asiatische Ernährung) auch  im 2. und 3. Lebensjahr noch separat ca zwei mal täglich einen Milchschoppen (oder Tasse voll Milch) bekommen.  Auch hier gilt: Das Kind beobachten, es zeigt seine Bedürfnisse! Nicht stur auf einer (Ernährungs-) Ideologie beharren.

Empfindlichkeit gegenüber Kuhmilch

Bei Empfindlichkeit gegenüber Kuhmilch kann Schafmilch (sehr neutral im Geschmack, jedoch etwas höher im Fettgehalt) oder Ziegenmilch(stärkerer Eigengeschmack) gegeben werden. Zu Empfehlen ist NICHT-HOMOGENISIERTE Milch, die leider noch nicht überall erhältlich ist. Oft reicht reicht jedoch auch ein Reduzieren der Milchmenge und ein Verschieben des Milchkonsums auf den Vormittag, wenn die Verdauung noch aktiver ist um die Verträglichkeit zu verbessern.

Sojamilch ist nur ein bedingter, für Säuglinge oft schwer verdaulicher Ersatz,  Reismilch und andere Getreidemilchen sind KEIN Ersatz für tierische Milch. Milch ist ein Nahrungsmittel und eignet sich NICHT als Durstlöscher. Sie sollte deshalb, wie alle anderen Nahrungsmittel, NICHT GEKÜHLT eingenommen werden.

Bananen

Bananen kühlen und beruhigen die Verdauung. Bei stinkendem Durchfall können sie zusammen mit weissem, weichgekochtem Reis als milde, die Verdauung beruhigende Mahlzeit gegeben werden. Da sie aber eben kühlend auf die Verdauung wirken, sind sie nicht als tägliche Zwischenmahlzeit geeignet, sie können  Blähungen und Blockaden im Darm bewirken.

Salat (roh)

Ganz oder zum grössten Teil aus Salat bestehende Mahlzeiten sind sehr ungeeignet für Kinder, weil sie 1. zuwenig Nährstoffe enthalten im Vergleich zu ihrem Volumen (Magen ist schon voll, bevor genug Energie drin ist), 2. weil sie die Verdauung zu stark „abkühlen“ d.h. zuviel Energie verbraucht wird nur schon um sie auf Körpertemperatur aufzuwärmen, geschweige denn sie auch noch weiterzuverarbeiten. Das führt dazu, dass anderes dann nicht mehr so gut verdaut werden kann. Wenig Salat zur Mahlzeit dazu ist ok.

Fleisch

Kinder brauchen regelmässige d.h. tägliche Eiweisszufuhr, dies muss aber nicht und sollte auch nicht täglich Fleisch sein und sollte auch nicht den Hauptteil der Mahlzeit darstellen (den Hauptteil sollten die Kohlehydrate bestreiten.).  Eier, Fisch und pflanzliche Eiweissquellen (Tofu, Erdnüsse,Linsen und andere Hülsenfrüchte) sind leicht verdaulich und damit gut geeignet für die Kinderernährung.

Rein vegetarisch/vegane Ernährung: ist generell NICHT geeignet für Kinder, die Gefahr einer Mangelernährung ist zu gross. Kinder haben wie gesagt noch nicht so ein effizientes Verdauungssystem und können aus rein pflanzlicher Ernährung, selbst bei sorgfältiger Zubereitung, nicht genügend von allen benötigten Nährstoffen für sich herausholen. (Sogar Erwachsene können dies bei uns häufig nicht, es braucht einige Sorgfalt und setzt  Erfahrung oder guten Rat voraus)

Erstmals veröffentlicht: 2015 aktualisiert 2022.